Lädt die örtliche Volksbühne zum „Theater in Prettau“, sind alle Vorstellungen binnen weniger Stunden ausverkauft. Alljährlich in der Vorweihnachtszeit wird das Knappendorf zum Mekka für Liebhaber des Laienschauspiels. Die Prettauer haben das Theater im Blut: seit 600 oder noch mehr Jahren. ...mehr
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Das Volksschauspiel hat in Prettau seit dem 15. Jahrhundert Tradition. Im Spannungsfeld zwischen Bauern und Knappen entfaltete sich im Umfeld des Prettauer Kupferbergwerks eine der ältesten Theaterkulturen des Alpenraums.
Die Knappen hatten streng geregelte Arbeitszeiten und damit so etwas wie Freizeit. Diese nutzten sie zum Proben, Spielen und Schauen. Zudem stachelten sich die Knappen, die im Austausch mit anderen Bergbaugebieten standen, gegenseitig zum Spielen an und tauschten Stücke aus.
Ein Beleg dafür ist das „Theaterbuch vom Stegerhof“. Diese Handschrift ist im Kornkasten in Steinhaus ausgestellt und geht auf einen Prettauer Bauerndichter zurück. Gregor Steger (1807–1875) sammelte und bearbeitete die darin enthaltenen Stücke. Sein Sohn Friedrich (1859–1922) hielt die Rollenhandschriften fest.
Die Volksbühne Prettau und ihr Volksschauspiel
Weit über die Grenzen hinaus bekannt ist das darin enthaltene „Johann-Doktor-Faustus-Spiel“. Dieses bildete mit dem „Zillertal-, Rupertus-, Hexen- oder Soldatenspiel“ die Grundlage des bäuerlichen Stubentheaters, welches in Prettau als „Nigglaasspiel“ (Nikolausspiel) bis in die 1960er-Jahre gepflegt wurde.
Die Stücke hatten wenig Handlung und lebten von der Sprache. Kulissen gab es keine, gespielt wurde maskiert. Die Prettauer Lorfn waren berühmt, vor allem die Teufelsmasken, von denen eine besondere Dämonie ausgegangen sein soll. So prägten einst Maskenschnitzer das Theater im Ahrner Talschluss nicht minder als die Darsteller.