Spitzen sind Gewerbeprodukte, die von einfachen Frauen hergestellt wurden, aber für eine Oberschicht bestimmt waren. Man setzte auf das Spitzenklöppeln als Gewerbe vor allem dort, wo traditionelles Wirtschaften in die Krise geriet. Das geschah Ende des 19. Jahrhunderts in vielen Bergbauzentren. ...mehr
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Viele Bergmannsfrauen klöppelten Spitzen, wann immer es die Zeit erlaubte. Als das Bergwerk 1893 geschlossen wurde, versuchten die Prettauer Pfarrer mithilfe des Spitzenklöppelns die Familien der Knappen vor der ärgsten Not zu retten. 1889 wurden drei Prettauer Mädchen zum Zentral-Spitzenkurs nach Wien geschickt. Anna Mittermair, die Beste der drei, wurde die erste Lehrerin der Prettauer Klöppelschule, deren Leitung Pfarrer Kleinlercher übernahm.
Die Prettauer Klöppelschule
Die Aufgabe der Schule war die Ausbildung junger Klöpplerinnen, von denen die älteren Frauen (und manchmal auch die Männer) das Klöppeln erlernten. Es ging darum, Muster zu verwirklichen, die der Mode der Zeit entsprechend gefragt und gut zu vermarkten waren. Zunächst kamen die Aufträge vom Zentral-Spitzenkurs in Wien. Dann übernahmen die Frauen der Klöppelschule den Vertrieb der Spitzen.
Zusammen mit ihrer Tante Anna Mittermair klöppelte die erst neunjährige Rosa Kofler in Innsbruck, die dann ein halbes Jahrhundert lang die wichtigste Repräsentantin der Prettauer Klöppelkunst war.
Der Anschluss Südtirols an Italien zwang die Prettauer Spitzenhändler, sich im italienischen Wirtschaftsraum neu zu orientieren. Man war bemüht, mit modernen Mustern den Zeitgeschmack zu treffen. Bald orientierte man sich beim Spitzenklöppeln auch an bedeutenden Südtiroler Künstlern, so an Milli Schmalzl, Anton Hofer und Heiner Gschwendt, die Muster zeichneten. 1994 kam es zur Neugründung der Prettauer Klöppelschule in Vereinsform.