Knapp ein halbes Jahrhundert lang war die Tauferer Bahn die Nabelschnur zum Rest Europas. Der 15,4 km lange Schienenweg verband Sand in Taufers mit Bruneck, von wo die Anbindung an die Pustertaler Bahn und somit an das europäische Eisenbahnnetz gegeben war. ...mehr
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Hauptinitiator des Projekts war der Industrieunternehmer Beikircher aus Mühlen. Projektiert wurde die Tauferer Bahn vom Ingenieur Josef Riehl. Die logistische Meisterleistung bestand darin, dass 300 Arbeiter in Sand, Uttenheim und Bruneck gleichzeitig mit der Trassierung und den Infrastrukturen begannen. So wurde die Bahn nach einer Bauzeit von einem Jahr am 20. Juli 1908 eröffnet.
Hochmoderne Eisenbahn
Die Tauferer Bahn war eine elektrisch betriebene Normalspurbahn, eine der modernsten der Zeit. Die Energie kam vom Wasserkraftwerk Mühlbach. Zwischenstationen ab Sand befanden sich in Mühlen, Kematen, Gais und St. Georgen, die Endstation lag in Bruneck. Die ersten zehn Jahre erfolgte die Betriebsabwicklung durch die k. k. Südbahn-Gesellschaft, nach dem Ersten Weltkrieg durch die italienische Eisenbahngesellschaft.
Wirtschaftsaufschwung
Die Bahn von Taufers trug zum Aufblühen des Tourismus bei. Der Tourismusstandort Sand in Taufers galt bald als einer der berühmtesten Gesamttirols.
Der Zug fuhr sechsmal täglich in beide Richtungen, von 4 Uhr morgens bis 21 Uhr abends. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 30 km/h, die Fahrt Sand–Bruneck dauerte 50 Minuten.
Bahn versus Automobil
Ab 1955 stieg die Bevölkerung vermehrt auf den Bus um. Immer häufiger rollten private Automobile und Lastwagen über die Schotterstraßen. Der Zugbetrieb wurde unrentabel und 1957 eingestellt. Die Bahngebäude der Tauferer Bahn wurden dem Erdboden gleichgemacht. Auf einem Großteil der Bahntrasse führt heute der Radweg durchs Tal.