Der St.-Ignaz-Erbstollen führt in unmittelbarer Nähe der Talsohle tausend Meter in den Berg. Dort befinden sich heute ein Schaubergwerk und ein Klimastollen für die Speläotherapie. ...mehr
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Das Bergwerk Prettau
Am Rötbach in Prettau wurde seit etwa 1400 Kupfererz abgebaut. Die Jahresproduktion betrug 56–84 Tonnen. 1893 wurde der Bergwerksbetrieb eingestellt.
Zunächst wurden die Erzadern des Bergwerks in Prettau über Schächte angefahren, bis man gegen Ende des 15. Jahrhunderts vom Berghang aus Stollen vortrieb. Die jüngeren Stollen wurden näher zur Talsohle hin angelegt. Der unterste Stollen, der St.-Ignaz-Erbstollen, führt auf einer Höhe von etwa 1.500 Metern in den Berg. Er bildet das Bergbaumuseum Prettau.
Der St.-Ignaz-Erbstollen
Der St.-Ignaz-Erbstollen wurde mit Schwarzpulver herausgesprengt, das seit 1637 eingesetzt wurde. Am 19. Oktober 1761 begann der Vortrieb des Erbstollens in Tag- und Nachtarbeit. Am 12. Dezember 1804 traf man auf das Erz.
In den 1990er-Jahren wurde er zum Schaustollen ausgebaut. Die Besucher des Schaubergwerks Prettau fahren heute auf zwei umgebauten Mannschaftswaggons in den Berg ein. In der Nähe des Grubenbahnhofs befindet sich die alte Seilwinde, mit der die Förderkörbe aus dem fast 90 Meter tiefen Schacht gehievt wurden. Hier versammeln sich die Besucher und bekommen erste Informationen über das Kupferbergwerk, bevor sie sich auf zwei Rundgänge machen.
Das Schinerhaus
Die Knappen hatten das Recht, von der Gemeinde einen Baugrund zu bekommen, um sich ein Haus zu bauen. Eine der letzten erhaltenen so genannten Knappenhütten war das Schinerhaus, das um 1990 abgerissen wurde. Das Haus wurde vom Land angekauft und vor dem Mundloch des St.-Ignaz-Erbstollens wieder aufgebaut.
Ich atme … Klimastollen Prettau
Mitte der 1980er-Jahre besichtigte die Gemeindeverwaltung von Prettau bei einer Lehrfahrt mit Besuch einiger Schaubergwerke erstmals einen Heilklimastollen und war überrascht von den Möglichkeiten, die ein aufgelassenes Bergwerk bietet. Für Prettau schien besonders ein Klimastollen für die Speläotherapie gut geeignet.
Die Idee der Gemeindeverwaltung wurde von der Landesregierung positiv bewertet und man erhielt die notwendige finanzielle Unterstützung. Nach Messungen verschiedener Universitätsinstitute bestätigte ein Gutachten, dass die lufthygienischen Voraussetzungen für die Speläotherapie gegeben sind.
Die Verwirklichung der Idee gestaltete sich schwierig, da es in Italien keine gesetzliche Grundlage für die Eröffnung eines Heilklimastollens gab. Im Stollen wurden Adaptierungsarbeiten durchgeführt. Nach Ende der Bauarbeiten ermöglichte ein Dekret des Landeshauptmanns die Eröffnung.
2003 konnte der Stollen als „Klimastollen“, nicht als „Heilklimastollen“ eröffnet werden. Seitdem gab es 7.000–8.000 Einfahrten je Saison. Indiziert sind Aufenthalte bei Asthma bronchiale, chronischer Bronchitis, Sinusitis, Rekonvaleszenz bei Keuchhusten u. a. m. Die Rückmeldungen nach einem zweiwöchigen Aufenthalt von täglich zwei Stunden im Klimastollen in Prettau sind positiv. Kunden erzählen, dass sie ihre Medikamente teilweise oder gänzlich weglassen können, längere Spazierwege ohne anzuhalten möglich sind und der Husten verschwindet.
Die wissenschaftliche Studie
Die Verwaltung des Südtiroler Bergbaumuseums hat sich die Anerkennung des Klimastollen Prettau als Heilstollen zum Ziel gesetzt. Die Universitätskinderklinik Verona führt in Zusammenarbeit mit dem Regionalkrankenhaus Bozen nun eine Studie dazu durch. Es ist zu hoffen, dass in der Folge die Speläotherapie in Italien als Therapie anerkannt wird, um die Bezeichnung „Heilklimastollen“ führen zu können.